Digitalisierung ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Erst im Jahr 2007 haben Smartphones Einzug in unser Leben erhalten und schon weiß keiner mehr, wie wir davor „über“leben konnten 😊. In vielen Kindergärten spielt sie dagegen noch keine Rolle. Dabei gibt es eigentlich keine Kindergartenkinder mehr, die die bekannte Wischbewegung noch nicht kennen.

Also ja! Es ist wichtiger denn je, dass Kindergärten ein medienpädagogisches Konzept entwickeln und die Kinder in Zusammenarbeit mit den Eltern ganz bewusst an den Konsum von digitalen Medien heranführen. Kinder müssen unter Anleitung lernen sich in der komplexen Medienwelt zurechtzufinden. Nur so können sie zu kompetenten Mediennutzern werden. Prof. Dr. Frank Niklas, Pädagogische Psychologie und Familienforschung an der LMU München sagt dem BR Fernsehen dazu: „[…] Insofern kann ein sinnvoller Einsatz, der dann von einer pädagogischen Fachkraft geleitet wird, durchaus sinnvoll sein, wenn die Zeiten begrenzt sind.“ Das Lernen im Kindergartenalter funktioniere nicht über das Tablet, sondern über die Interaktion, so Prof. Dr. Niklas.

 

Digitale Medienkompetenz fördern: Eltern und Erzieher*innen sind gefordert!

Mit Tablets gegen Langeweile anzugehen oder sie zur „Entspannung“ einzusetzen, ist nicht das, was Kinder brauchen. Vielmehr müssen sie lernen, die Chancen digitaler Medien zu entdecken und Risiken zu erkennen. Die Wegbereiter für einen bewussten Medienumgang sind Eltern. Sie haben die Schlüsselfunktion für gesundheitsbewusste Medienerziehung. Doch auch Erzieher*innen haben einen klaren Auftrag und können unterstützen.

 

Digitaler Alltag: Tipps für Eltern
  1. Keine Unterhaltung und kein Spiel mit Kindern sollte unterbrochen werden, weil eine neue Chatnachricht reintrudelt oder sie „eben“ etwas am Handy nachschauen möchten.
  2. Kinder sollten nicht warten müssen, weil Eltern etwas am Handy schreiben, posten, recherchieren.
  3. Abwechslungsreiche Freizeitaktivitäten sind wichtig! Es sollte immer einen Ausgleich zur Bildschirmzeit geben. Kinder müssen toben und draußen spielen, im Wald oder Park, auf Spielplätzen oder beim Kinderturnen.
  4. Dauerberieselungen durch Radio und Fernseher sollten vermieden werden! Eine leise jedoch permanente Geräuschkulisse kann sowohl für Erwachsene als auch für Kinder unmerklichen Stress bedeuten.
  5. Handyfreie gemeinsame Mahlzeiten! Das gilt für Kinder und Eltern. Gemeinsame Mahlzeiten sind die wichtigste Gelegenheit zum persönlichen Austausch. Mehr Tipps gibt es hier.
Digitale Medien können kreativ eingesetzt werden?

Na klar! Moderne Medien können mehr als „ruhigstellen“. Wie analoge Medien, eignet sich auch die digitale Variante gut, um kindliche Denk- und Lernprozesse anzustoßen. Sie können gut für kreative und pädagogische Zwecke eingesetzt werden. So können KITA Kinder zB. bei einem Ausflug in den Wald ein Tablet mitnehmen. Sie können lernen damit Fotos zu machen oder Geräusche aufzunehmen. Zurück im Kindergarten können die Daten von den Kindern be- und verarbeitet werden. Auch ein kleines (und nicht teures) USB-Handmikroskop erweitert beispielsweise die Erfahrung mit der Natur. Sie können im geschützten Rahmen des Kindergartens zu kleinen Produzent*innen und Regisseur*innen werden, Filme drehen, Stimmen und Geräusche aufnehmen, Fotos machen und die Technik kennenlernen. Kinder können ca. ab dem Vorschulalter lernen, die Medien aktiv und kreativ zu nutzen wie Prof. Dr. Norbert Neuss (Leiter des Instituts für Schulpädagogik und Didaktik der Sozialwissenschaften Universität Gießen) in einem Interview aufzeigt. Weitere Projektideen werden u.a. vom Medienkindergarten Wien oder von Dr. Marc Urlen (www.parikita.de) vom deutschen Jugendinstitut München angeboten.

 
Digitaler Mediendschungel: von Konsumenten zu Produzenten

Zum Schluss möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass ich pädagogische Institute mit diesem Artikel nicht dazu animieren möchte, die ohnehin schon lange Bildschirmzeit der Kinder noch zu verlängern. Ich möchte Erzieher*innen dazu ermutigen, neue Technologien auszuprobieren und einen sinnvollen Umgang zu vermitteln. Kinder sollen von Konsumenten zu Produzenten zu werden.

Nur mit reifender Medienkompetenz lernen sie einzuschätzen was ihnen guttut und was nicht, und dann haben sie gute Voraussetzungen im Mediendschungel zurechtkommen.

 

Learnings

Kinder im Kindergartenalter an digitale Medien heranzuführen, fördert einen bewussten Konsum und wirkt passivem Berieseln entgegen. Eltern und Erzieher*innen sind gefragt den Grundstein für die Medienkompetenz der Kinder zu legen. Das setzt natürlich voraus, dass sie sich selbst auskennen und bewusste Konsumenten sind. Weiterbildungen für Erzieher*innen gibt es z.B. unter https://mini-maker.de oder Ev Kita Verband Bayern.